Die Zeit drängt! Ich aktiviere die Triebwerke vom Start weg mit voller Leistung. Die Ranger bäumt sich auf wie ein Rennswoop beim Start und schießt fast senkrecht in den Himmel. Der Heckmonitor zeigt durcheinanderfliegende Kisten und Fässer. Das Comlink piept wild. Es ist aber nicht der Hafenmeister, der mir eine Strafe wegen Verletzung von mindestens 26 Vorschriften beim Start aufbrummen will, es ist eine hysterisch kreischende weibliche Stimme, die den sofortigen Startabbruch und die Rückkehr zum Raumhafen fordert. Die Majorin! Ich denke mir nur „fick dich!“ und hole alles aus dem Antrieb raus. Das Radar zeigt mehrere Abfangjäger, sie meint es wohl sehr ernst. Zum Glück sind wir bereits außerhalb der Reichweite des AT-AA. Bheka besetzt schon mal die untere Geschützkanzel. Lebend bekommt die uns nicht! Vor mir sehe ich das blaue Schimmern des Schildes, und eine Stelle die plötzlich aufblitzt und dann nicht mehr schimmert. Da müssen wir durch! Mein Radar warnt mich, dass unter uns auch noch eine Lamda startet und sofort Kurs auf uns nimmt. Sekunden später passieren wir die Schildöffnung. Ein Blick nach hinten bestätigt, dass sich diese augenblicklich nach unserem Durchflug wieder schließt. Es folgen wüste Drohungen und Verwünschungen auch in Richtung der Espo über die Comm. „Leck mich!“. Anflug auf die Relentless, ich habe keine Wahl, eine Flucht wäre jetzt aussichtslos. Da schwirren noch weitere Schiffe herum, eine DP20, eine Nebulon B, und eine Vindicator. Interessanterweise hat sich diese in bedrohlicher Situation zur Relentless positioniert. Spinnen heute alle?
Kaum auf der Relentless gelandet werde ich umgehend zu Captain Gortz geleitet. Fühlt sich merkwürdig an, die ganzen Espos um mich herum, und keiner will mich verhaften. Jedenfalls begrüßt mich Gortz äußerst höflich. „Captain Tochiki…“, was geht denn jetzt? Eben noch per Du und nun so? Mein Vater sagte immer „hüte Dich vor Menschen, die plötzlich auffallend höflich sind. Meistens wollen sie fast unmögliche Dinge von Dir.“ Er sollte Recht behalten. Um es kurz zu machen, Gortz mag die Majorin noch weniger als uns und möchte, dass wir sie für ihn beseitigen. Außerdem will er nicht, dass wir dem Imperium in die Hände fallen und sichert uns daher zu alles zu tun, um uns die Flucht zu ermöglichen. Mit „uns“ meint er tatsächlich alle, auch Sindia. Interessant. Booker glaubt nicht an den Erfolg, wird aber mitspielen. Eine Wahl hat er nicht.
Der Plan sieht so aus: Gortz wird die Majorin zu sich an Bord bitten unter dem Vorwand, uns geschnappt zu haben und übergeben zu wollen. Wir befreien uns, überwältigen die Securities, töten die Majorin und verschwinden. Ganz einfach. Was soll da schon schief gehen?
Fühlt sich komisch an, Handschellen von der Espo zu bekommen, die nicht abgeschlossen sind. Eine Handbewegung würde reichen und sie öffnen sich. Unsere Wachen haben uns immerhin die Waffen abgenommen. Gortz steckt jedem von uns unauffällig eine Stungranate zu. Er scheint Wort zu halten, zumindest bis hier hin.
Wir werden unsanft zum Hangar getrieben, wo die Majorin gleich landen soll. Kaum angekommen, verlässt Captain Gortz den Hangar wieder. Die Tür schließt sich. Ein kurzer Blickkontakt mit Book, Bheka und Alex, eins… zwei… drei… dann geht alles blitzschnell. Die Hände auseinandergerissen, dabei die Stungranate entsichert und fallengelassen und Hechtsprung in Deckung. Bevor die noch sehr jungen und unerfahrenen Wachen begreifen was los ist kippen sie um. Schnell verstecken wir sie hinter irgendwelche Kisten. Durch den Luftschild kann man bereits die fernen Umrisse einer Lamda sehen. Aha, die Majorin ist uns also persönlich gleich hinterhergeflogen. Vex sorgt noch dafür, dass die Hangartür wirklich zu bleibt. Draußen hört man aufgeregte Stimmen.
Die Lamda landet und öffnet unverzüglich die Heckklappe. Heraus kommt unsere Nemesis, einen ganzen Trupp Sturmtruppler im Schlepptau. Mit einem bedrohlichen Zischen zündet sie ihr Lichtschwert und kommt mit entschlossenen Schritten auf uns zu.
Damit haben die Imperialen nicht gerechnet. Wie ein Blitz springt Bheka aus der Deckung, zündet noch im Flug seinen Flammenwerfer und steckt die Sturmtruppler in Brand. Schreie und der Gestank von verbranntem Fleisch erfüllen den Raum. Einer gegen 16? Ich renne zu Bheka und werfe eine Granate mitten in das Flammenmeer. Bumm! In dem Chaos ist kaum auszumachen, wie viele das Inferno überlebt haben und noch kampffähig sind. Einige offenbar, einer stürmt auf Bheka, und ein paar Blastersalven gehen in meine Richtung. Verdammt, das sind höllische Schmerzen! Zum Glück kein lebensbedrohlicher Treffer, denke ich. Tief durchatmen, gleichmäßig atmen. Und das bei dem Qualm. Nun beginnt auch Vex zu feuern, aber sein Beitrag ist eher dekorativer Natur. Er trifft überhaupt nichts. Bheka und ich feuern erneut, und nun schießt auch Alex. Die Runde gegen die Sturmtruppler geht an uns, aber auch Bheka ist getroffen!
Was tut die Majorin? Sie scheint sich nur für Booker zu interessieren, zwischen ihr und ihm tobt ein heftiger Kampf mit den Lichtschwertern. Keine Chance da mittenreinzuschießen, verdammt sind die schnell! Zu schnell für Booker, er entschließt sich, einen der wirbelnden Schläge mit dem Körper zu parieren. Ganz schlechte Idee, mit einem lauten Schrei geht er zu Boden. Grimmig will die Majorin ihm den Todesstoß versetzen, doch sie hat die Rechnung ohne unser überdimensionales Feuerzeug gemacht. Plötzlich steht sie in Flammen und taumelt ein paar Schritte zurück. Ein glücklicher Blasterschuss meinerseits trifft ihr Lichtschwert, das sie daraufhin fallen lässt. Diesmal treffen auch die Salven von Vex. Die Majorin konnte diesen zwar nicht erfolgreich ausweichen, hat aber durch eine Rolle am Boden ihre brennende Kleidung gelöscht. Sie steht direkt vor mir, hebt ihr Arme, und ich bin mir sicher, das war es jetzt! Elektrische Entladungen von ihren Fingerspitzen jagen durch meinen Körper. Ich verliere vollständig die Kontrolle, krampfe und zucke. Wer glaubt Blastertreffer sind schmerzhaft hat so etwas noch nicht erlebt. Ich kann noch nicht einmal schreien, da ich den Mund nicht aufbekomme. Kurz bevor ich glaube das Bewusstsein zu verlieren bricht sie leblos zusammen und die Blitze erlöschen.
Während ich mich versuche aufzurichten ist Bheka schon dabei sich seine Trophäe zu sichern. Kurzerhand schneidet er unserer Feindin den Kopf ab und steckt ihn in einen großen Beutel. Igitt. Scheint ihm also noch ganz gut zu gehen, zumindest besser als Booker.
Jetzt müssen wir machen dass wir weg kommen. Netterweise steht die Luftschleuse der Lambda noch weit offen. Also nichts wie rein, über Rüstungs- und Körperteile klettern, diese mit dem Fuß nach draußen befördern, was für eine Sauerei. Der verdutzte Pilot ist aber noch im Cockpit und will nach seiner Waffe greifen. Ein Blitz zuckt von meiner rechten Hand und trifft seinen Helm genau zwischen die Augen. Bevor ich realisiere was los ist habe ich ihn erschossen. Bheka nickt anerkennend.
Ich sende das vereinbarte Startsignal, die Ranger mit der angedockten Origin solle sofort losfliegen. Die Heckklappe unseres neuen Schiffs schließt sich und wir durchfliegen den Luftschild.
Ein kreischender Alarm wird durch ein lautes Pfeifen entweichender Luft achtern bestätigt. Wir haben einen Hüllenbruch! Diese verdammte Granate hat wohl auch ein Loch in den Rumpf geschlagen. Vex repariert provisorisch, und der Alarm erlischt. Hoffentlich haben wir keine weiteren Schäden.
Die Ranger bestätigt ihren Start. Das Comlink blinkt hysterisch, die Relentless fordert, sofort umzukehren. Ich fasele etwas von einem Reaktorleck und gebe Vollgas. Muss mir mal was Neues ausdenken, aber das spielt jetzt keine Rolle. Bheka kommt ins Cockpit, er hat noch den Chip mit den vorberechneten Sprungdaten. Vehement rammt er ihn in den Slot. Drin ist er, und kommt wahrscheinlich nie wieder raus.
Verschiedene Laserblitze zucken knapp an uns vorbei. Außerdem blinkt der Raketenalarm, da versucht jemand eine Aufschaltung. Mal sehen was die Lambda so drauf hat. Bevor ich etwas sagen kann springt Alex zur Konsole und aktiviert einen Jammer. Gut so!
Das Radar ist voll mit kleinen, mittleren und großen roten Punkten. Offensichtlich wurden auch Jäger gestartet. Sämtliche Schiffe in der Nähe haben es auf uns abgesehen. Wir müssen zum Sprungpunkt, so schnell wie möglich. Die Lambda ächzt und knarzt, während ich den Antrieb auf über 110% hochjage. Mehrere Salven Turbolaser verfehlen uns knapp. Eine davon trifft irgendetwas in unserer Flugbahn, was in einer gewaltigen Feuer- und Rauchwolke zerplatzt. Gortz, dafür bekommst Du eine Flasche von meinem besten Whiskey! Genial! Das ist die Deckung, die wir brauchen. Ich steuere direkt in die Wolke. Zwei Jäger, die aufgeschlossen haben, kollidieren mangels Sicht direkt hinter uns in einem spektakulären Feuerball. Noch mehr Trümmer zwischen uns und unseren Angreifern, gut! Das Radar ist im Moment nutzlos und zeigt nur eine große rote Wolke, in der wir mittendrin sind. Offensichtlich sind da weitere Jäger, denn wir kassieren mehrere Treffer am Heck. Teile des Steuerbordflügels brechen ab, da ist wohl doch eine Rakete durchgekommen. Aber noch fliegt unser Schiff. Bheka hat inzwischen Platz in einer Geschützkanzel genommen und versucht die Jäger aufs Korn zu nehmen, aber er kann genauso wenig sehen wie sie. Eine weitere Explosion vor uns, was auch immer das war. Ich ziehe den Steuerknüppel bis zum Anschlag nach rechts hinten, worauf unser Schiff mit einer scharfen Fassrolle reagiert. Einmal, zweimal, dreimal… wir fliegen korkenzieherförmig um den Feuerball. Die zwei Jäger hinter uns wollen direkt durch die Mitte um abzukürzen und näher an uns heran zu kommen, was einem zum Verhängnis wird.
Wir verlassen das Trümmerfeld. Etwas entfernt ist immer noch ein Jäger hinter uns, aber wir sind wohl zu weit entfernt. Seine Schüsse gehen ins Leere. Auch die Großkampfschiffe sind wohl nicht mehr in der Lage uns auf diese Entfernung anzuvisieren oder werden durch die Trümmer blockiert. Der große blaue Punkt auf dem Radar ist direkt vor uns, wir erreichen ihn… Sprung!
Sekundenbruchteile bevor die Sterne zu Linien werden gibt es im Heck eine krachende Explosion. War da noch eine Rakete? Immerhin sind wir im Hyperraum, aber die Lebenserhaltung ist ausgefallen und wir haben einen weiteren Hüllenbruch achtern erlitten. Alle müssen sofort ins Cockpit. Vex bleibt hinter der Schleuse und wir versuchen zu reparieren.
Sagte ich alle ins Cockpit? Booker? Alex? Ein schneller Check bestätigt, sie haben sich in die Medbay gerettet, die hat eine eigene Lebenserhaltung. Glück gehabt!
Es wird scheiße kalt hier vorne, und die Luft immer dünner. Klar, wir haben nur den Sauerstoff, der noch in der Kabine ist. Bheka hat eine eigene Luftversorgung in seinem Helm. Ein Helm! Mein Blick fällt auf den Piloten. Sein Helm hat dummerweise ein Loch genau in der Mitte des Sichtbereiches. Ich nehme ihn trotzdem, ziehe ihn auf und stopfe das Loch mit einem Kaugummi. Der Schwindel aufgrund des Sauerstoffmangels verschwindet.
Als wir aus dem Hyperraum fallen, sind wir alleine. Ich nehme an, die Ranger ist mit der Origin bereits zur Issagra Station weitergeflogen. Kurz darauf gelingt es Vex, die Lebenserhaltung wieder zu reaktivieren. Vex nutzt den Zwischenstopp, die Lambda nach Peilsendern zu durchsuchen. Er findet nichts. Liegt vielleicht auch daran, dass hinten außer dem Antrieb so ziemlich alles im Eimer ist und große Teile der Panzerung fehlen.
Wir springen zum vereinbarten Treffpunkt mit der Ranger. Niemand da. Wir warten. Sindia, verdammt, lässt Du uns hängen?
Ich bin kurz davor, abzufliegen, also die Ranger direkt neben uns aus dem Hyperraum fällt. Sie hat keine erkennbaren Schäden. Wir docken an. Sindia hat Wort gehalten und alles besorgt, was wir vereinbart hatten. Gutes Mädchen!
Booker geht es schlecht. Er braucht dringend medizinische Behandlung, die Alex mit den eingeschränkten Möglichkeiten auf unseren Schiffen nicht bieten kann. Nach einem kurzen Abschied nehmen Vex und Sindia mit der Origin Kurs zurück zur Issagra, und wir setzen unseren Flug zu den Rebellen fort. Mission accomplished!
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